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Das
Jugend-KZ Uckermark (1942-1945)
Zur Einführung
Knapp zwei Jahre nachdem die ersten Jungen im Jugend-KZ Moringen inhaftiert
worden waren, richtete das Reichskriminalpolizeiamt (RKPA) im Juni 1942
ein entsprechendes Lager für weibliche Jugendliche im Alter von 13 bis
25 Jahren in unmittelbarer Nähe des Frauen-KZ Ravensbrück ein. Dieses
Lager bestand bis zum 30. April 1945. Polizei und SS benannten es nach
dem weitläufigen Landschaftsgebiet der „Uckermark“.
Für
die letztendlich im Jahr 1941 getroffene Entscheidung, dieses Lager in
dem vor allen Dingen agrarisch geprägten und weitläufigen Landschaftsgebiet
der Uckermark zu errichten, dürfte vor allem die unmittelbare Nähe zum
Frauen-KZ Ravensbrück und die Anbindung an dessen Versorgungssystem sowie
die strikte Trennung von der Zivilbevölkerung ausschlaggebend gewesen
sein. Neben der Aussicht, die weiblichen Häftlinge in Land- und Forstwirtschaft
durch körperlich harten Arbeitseinsatz „erzieherisch“ disziplinieren zu
können, boten die dort bereits angesiedelten Rüstungsbetriebe der SS vor
allem die Gelegenheit, den Arbeitseinsatz der Jugendlichen durch „Vermietung“
der Häftlinge gewinnbringend zu verwerten. Das Jugend-KZ Uckermark war
dem Lagerkomplex des Frauen-KZ Ravensbrück direkt zugeordnet. So war der
Kommandant des Frauenlagers gleichzeitig auch Kommandant des Jugendlagers.
Die Kommandantur
des Frauen-KZs Ravensbrück und des Jugend-KZ
Kriegsbedingte
Schwierigkeiten bei der Realisierung des Lagers Uckermark wurden seitens
der SS durch Eingruppierung in die Dringlichkeitsstufe 2 als „kriegswichtige
Baumaßnahme“ aufgehoben. Auf dieser Grundlage forcierte man die Planungen
und Vorarbeiten zur Errichtung von zunächst sechs Unterkunftsgebäuden, einem
Aufnahmegebäude und dem Küchentrakt eines Wirtschaftsgebäudes erheblich,
so dass im Frühjahr des Jahres 1942 mit dem Bau von primitiven Holzbaracken,
ca. 1,5 KM vom Frauen-KZ Ravensbrück entfernt und inmitten eines Waldgebietes,
durch die KZ-Häftlinge des Männerlagers in Ravensbrück begonnen wurde.
Die ständig an Sanktionen gekoppelte Unterjochung der Häftlinge der beiden
Jugend-KZs durch extreme Arbeitsbelastungen - vom stellvertretenden
Leiter des RKPA, Werner, als „neuzeitliche Arbeitserziehung“ bezeichnet
- diente der SS dabei nicht allein als Disziplinierungsmittel, sondern
garantierte in erster Linie auch einträgliche Gewinne durch die Vermietung
der zu rechtlosen Arbeitssklaven verdinglichten Mädchen an Rüstungskonzerne,
Kleinbetriebe und Privatpersonen. Obwohl zu den Todeszahlen im Jugend-KZ
Uckermark aufgrund der Quellenlage kaum Angaben getroffen werden können,
muss aufgrund der Häftlingsberichte zu verschiedensten Todesfällen durch
TBC, Vergiftungen, Erschlagen und Erschießung davon ausgegangen werden,
dass Gesundheitsschäden mit möglicher Todesfolge für die jungen Häftlinge
zumindest von Seiten der SS billigend in Kauf genommen wurden.
Vom Lager
konnten bis heute keine Originalfotos gefunden werden.
Nach 1945 errichteten sowjetische Truppen auf dem Lagergelände
einen Fuhrpark mit großen Steingaragen,
eine davon links im Bild (Blick
auf den südlichen Bereich des Jugend-KZs). Das zweite Foto zeigt
das
im Rahmen eines Workcamps freigelegte Fundament einer Baracke
des
Jugend-KZs Uckermark.
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