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Krankenrevier und medizinische Experimente
Das sogenannte Krankenrevier im Frauenlager war ein Ort des Sterbens, Tötens, der Selektionen und medizinischen Experimente. In den ersten Jahren bestand das Revier aus zwei H-förmig verbundenen Baracken. 1943 wurde es um eine weitere umfunktionierte Baracke (Revier II) ergänzt. Darüber hinaus erklärte die SS in der Folgezeit sieben Wohnbaracken in der zweiten Barackenreihe zu Krankenblöcken. Diese entwickelten sich zunehmend zu „Sterbezonen“, in denen viele der an Typhus, Diphtherie und anderen Krankheiten leidenden Frauen weitgehend unbehandelt starben. Besonders berüchtigt war Block 10, der zur Unterbringung der Tuberkulose- und psychisch Kranken diente. Die Häftlinge gaben diesem Block den Beinamen „Friedhof“, da der größte Teil der dorthin verbrachten Frauen entweder nach kurzer Zeit verstarb oder für Vernichtungstransporte selektiert wurde.


Blick in einen Raum des Krankenreviers.

Das Revier wurde außerdem im Zeitraum vom 1. August 1942 bis zum 16. August 1943 zum Schauplatz pseudomedizinischer Experimente, die SS-Ärzte unter Leitung von Prof. Dr. Karl Gebhardt an 74 polnischen Gefangenen und 12 Häftlingen anderer Nationalität durchführten. Es handelte sich um Knochen-, Muskel- und Nervenentnahmen sowie um Operationen, die Infektionen (Gasbrand) hervorrufen sollten, um daran die Erfolgsaussichten einer Behandlung mit Sulfonamiden zu widerlegen. Im Lagerjargon erhielten die operierten Frauen die Bezeichnung „(Versuchs-) Kaninchen“. Fünf der polnischen „Kaninchen“ und die zwölf Häftlinge anderer Nationalität starben unmittelbar nach den Operationen, sechs weitere wurden kurze Zeit später mit noch nicht verheilten Wunden erschossen. Darüber hinaus wurden in Ravensbrück Anfang 1945 etwa 120 bis 140 Frauen und Mädchen der Sinti und Roma - die jüngsten von ihnen waren acht Jahre alt - Sterilisationsexperimenten unterworfen, an deren Folgen zahlreiche Opfer starben. Im gleichen Zeitraum wurden auch im Männerlager Sterilisationen an einer Reihe von Sinti und Roma durchgeführt, deren jüngste Opfer ebenfalls noch im Kindesalter waren. Ab Mitte 1941 begann die SS in einigen Männerlagern (Mauthausen, Buchenwald, Sachsenhausen, Neuengamme, Dachau, Flossenbürg, Mittelbau-Dora) Bordelle einzurichten. Die weiblichen Häftlinge, die dort als Prostituierte arbeiten mussten, stammten größtenteils aus dem KZ Ravensbrück. Sie waren entweder direkt dazu gezwungen oder unter falschen Versprechungen auf anschließende Entlassung dazu gebracht worden, sich „freiwillig“ zu melden. Im Zeitraum vom 6. Mai 1944 bis zum 11. März 1945 wurden 65 der Sabotage verdächtige russische Frauen hingerichtet. Außerdem wurden in Ravensbrück von 1941 bis 1945 über 160 Polinnen, mehrere englische und französische Fallschirmspringerinnen sowie einige Frauen anderer Nationalitäten erschossen. Sie hatten sich aktiv am Kampf gegen die Nationalsozialisten und die Besetzung ihres Landes beteiligt und waren bereits mit von „Sondergerichten“ verhängten Todesurteilen in das KZ Ravensbrück eingeliefert worden.