Forschungsprojekt
Die "Tradition" der militärischen Nutzung mit der damit
einhergehenden sicherheitsrelevanten "Abschottung" hat bis 1999
eine konsequente Aufarbeitung der Geschichte der Pulverfabrik verhindert.
Der Öffentlichkeit blieben Ausmaß und Bedeutung der Anlage
nahezu unbekannt, die Fabrik und der Hintergrund ihrer Entstehung für
die Nachkriegsbevölkerung "geheimnisumwittert". Die örtlichen
Zeitzeugen schwiegen! Länger als 50 Jahre hat die militärische
Nutzung des Geländes das wirtschaftliche, soziale und politische
Leben der Gemeinden Liebenau und Steyerberg maßgeblich bestimmt.
Der
im Mai 1999 gegründete Verein "Dokumentationsstelle Pulverfabrik
Liebenau" wird maßgeblich von der Samtgemeinde Liebenau und
dem Landkreis Nienburg/Weser getragen. Maßgebliche Unterstützung
bekommen wir von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten
in Celle.
Zunächst
rekonstruieren wir Stück für Stück die Geschichte der Pulverfabrik
und der in diesem Zusammenhang errichteten Lager und Bauten sowie des
"Arbeitserziehungslagers" Liebenau. Dabei werden verschiedene
Archivmaterialien, zeitgeschichtliche Fotos und Zeitzeugenberichte von
uns erschlossen und ausgewertet.
Mehrere
Broschüren zum Thema können bei uns bestellt werden: So zum
Beispiel die 16-seitige
broschierte Handreichung mit grundlegenden Informationen unter folgendem
Titel an: "Pulverfabrik Liebenau 1938 bis 1945".
Bestellungen bitte an: pulverfabrik@martinguse.de
Die Recherchen sollen in umfangreichere Publikationen zur NS-Zwangsarbeit
in der Pulverfabrik münden. Die Arbeiten zum Umbau eines Traktes
der Hauptschule Liebenau zur Dokumentations- und Gedenkstätte, zu einer
entsprechenden, multimedialen Ausstellung sowie einem Lehrpfad auf dem
Werksgelände werden parallel wahrgenommen ...
Im
Mai 2000 startete der Verein seine gezielte Jugendbildungsarbeit: Eine
erste 10köpfige Jugendgruppe dokumentierte den zweiten Besuch von
Katerina Derewjanko, der ehemaligen ukrainischen Zwangsarbeiterin der
Pulverfabrik. Daraus entstand der Videofilm „Ich war in Eurem Alter,
als sie mich abholten!"
Aus
der Teilnahme einer zweiten Jugendgruppe an der Zusammenkunft ehemaliger
Zwangsarbeiter/innen aus unterschiedlichen Nationen vom Herbst 2002 entwickelte
sich die vereinsinterne Jugend-AG. In den folgenden Jahren wirkten immer
wieder auch neue Jugendliche mit. Die Gruppe besteht – in neuer
Zusammensetzung - bis heute. Aus ihrer Mitarbeit – von der Begleitung
der Recherche, über das Dolmetschen bis zur Betreuung von ehemaligen
Zwangsarbeiter/innen und ihren Nachkommen - entstanden Broschüren,
Ausstellungen und Vorträge.
Die erste Arbeitsgemeinschaft im Jahr 2000 mit Martin Guse.
Katerina Derewjanko (links) bei ihrem Besuch in Liebenau
und Steyerberg im Mai 2000. In der Mitte ihr Bruder Wassilij.
E-mail: pulverfabrik@martinguse.de
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