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Häftlingsbiografien

Sophie R.

Sophie R.
Sophie R. - Jahrgang 1923 - wuchs in sehr einfachen Verhältnissen auf. Der Lebensunterhalt, den die Eltern für die 14-köpfige Familie als Kolonisten im Moor bei Aurich verdienten, war karg. Nach der Schulentlassung absolvierte Sophie das Pflichtjahr als Haushaltsgehilfin in der Landwirtschaft. Da ihr diese Arbeit nur wenig Freude machte, wechselte sie mehrfach die Stellen. Diese „unerlaubten Arbeitsplatzwechsel“ fielen den NS-Behörden auf: Sie wurde als „asozial“ klassifiziert. Ihr Berufswunsch als Kellnerin oder Serviererin auf einer der Nordseeinseln fand beim zuständigen Arbeitsamt kein Gehör. Im April 1942 fuhr Sophie mit ihrer Freundin Siebeldine für einige Tage nach Wilhelmshaven, ohne sich beim Arbeitgeber abgemeldet zu haben. Am Wilhelmshavener Bahnhof wurden die Mädchen von der Polizei festgenommen und wegen „Entziehung von der Dienstpflicht“ wochenlang verhört und untersucht. Nach mehrwöchiger Haft überstellte die Polizei die beiden Mädchen im Juni 1942 in das neu eingerichtete Jugend-KZ Uckermark. Sie gehörten zu den ersten Häftlingen und erhielten die Lagernummern 5 (Siebeldine) und 6 (Sophie). Siebeldine starb im Mai 1943 im Jugend-KZ Uckermark. Völlig ausgehungert hatte sie eine giftige Pflanze gegessen. Kurz zuvor war Sophie „...zur Bewährung...“ als Haushaltshilfe an Hermann Görings Landsitz „Carinhall“ dienstverpflichtet worden. Dort flüchtete sie aus Sehnsucht zur geliebten Mutter in Norddeutschland. Sophie R. wurde sofort erneut festgenommen und anschließend im Frauen-KZ Ravensbrück und später im KZ-Außenkommando Zwodau (Firma Siemens) inhaftiert.